Sylt: Restaurant-Tipps und Lieblingsplätze
Reiseführer für Foodies
Ja, endlich: Ein neuer Sylt-Post! 2014 habe ich den letzten Sylt-Beitrag mit meinen persönlichen Ausflugs- und Restauranttipps für die schöne Insel im Norden veröffentlicht – übrigens einer der beliebtesten Beiträge über mehrere Jahre in diesem Magazin! Mittlerweile hat sich auf Sylt so viel getan, dass es Zeit für einen komplett neuen Text ist – Stand: Winter 2019/2020.
An dieser Stelle sei schon mal verraten: Meine favorisierte Urlaubszeit für Sylt! Untypisch, ich weiß, aber gerade das macht den Reiz in den kalten, bestenfalls leicht stürmischen und gemütlichen Wintermonaten aus…
Aber von Anfang an: Sylt.
Lange Strandspaziergänge, Traum-Landschaft, perfekte Laufstrecken am Meer, kalter Wind, warmer Tee, gutes Essen, feiner Wein. Viel mehr braucht es doch nicht. Tatsächlich hat Sylt insbesondere für Foodies einiges zu bieten. Eine ganze Reihe an Restaurant-Klassikern, die es lohnt, immer wieder zu besuchen und neu zu erleben. Dazu gibt es immer wieder frischen Wind, Bewegung in der Szene, neue Läden und Entwicklungen, die getestet und probiert werden wollen. Foodies kommen voll auf ihre Kosten – erst recht solche, die im Urlaub auf eine Mischung aus gutem Essen, Sport, Bewegung und punktueller Stadtanbindung (Westerland) stehen.
Schickimicki – klar, das ist für viele die erste Assoziation beim Stichwort Sylt. Und ja: Klar gibt es Schickimicki auf Sylt. So wie in jeder Großstadt auch. Aber allen Skeptikern sei versprochen: Sylt hat noch so unglaublich viel mehr zu bieten. Und wenn man weiß, wo, gibt es manchmal auch genau die richtige Dosis Schickimicki, die Spaß macht – alles zu seiner Zeit, alles in Maßen.
Ich kenne Sylt seit jüngsten Kindheitstagen, ein zweites zu Hause quasi. Beruflich wie privat ist die gastronomische Entwicklung dort für mich in den vergangenen Jahren ein sehr spannendes Thema. Es gibt fest gesetzte Adressen, die immer wieder angesteuert werden, dazu gibt es auf jeder Reise neue Entdeckungen und Tipps, die erkundet und getestet werden – es wird nie langweilig und die Qualitätsdichte an guten Läden ist auffällig hoch. Manch eine Stadt würde davon träumen, auch nur annähernd so viele gute Restaurants im Angebot zu haben.
Gute Restaurants. Das ist das Stichwort. Gern teile ich in diesem Beitrag ein paar persönliche Empfehlungen, die ich wahlweise jüngst im Winter 2019 neu entdeckt oder auch schon viel länger, teils über Jahre, für mich lieb gewonnen habe. Dazu gibt es auch ein paar Lieblingsplätze jenseits der Gastronomie, die auf Sylt unbedingt entdeckt und besucht werden sollten.
Restaurant-Tipps und Lieblingsplätze auf Sylt
Sansibar
Ich habe hin und her überlegt, ob ich diese Liste wirklich mit der wohl berühmtesten und ohnehin schon bekanntesten Adresse der Insel beginnen sollte – und mich dann aus gutem Grund dafür entschieden: Denn die Sansibar in Hörnum ist gleichermaßen Kult, Erlebnis, Wohlfühl-Ort, Genuss und eine immer wieder sichere Bank.
Herbert Seckler und seinem Team gelingt es, 365 Tage im Jahr ein volles Haus, beziehungsweise eine volle Strandbude zu haben. Eine Strandbude, in der abends kein einziges Licht, sondern ausschließlich Tropfkerzen brennen. Übrigens ist allein das ein Grund, unbedingt mal im kalten und gemütlichen Winter vorbei zu schauen.
Die Speisekarte wechselt täglich – allerdings nicht komplett. Ein gewisses Grundgerüst aus Snacks, Salaten, Suppen, Fleisch- und Fischgerichten sowie auch Desserts steht, je nach Saison gibt es kleine und größere Änderungen. Persönliche Favoriten: Das Fondue (am besten mit 2 oder 4 Personen): Es gibt Rinderfilet, Maishühnchen, Garnelen, Steinbutt, Kabeljau, Zander, Lachs – auch hier wechseln die Sorten immer mal ein bisschen. Je nachdem, was frisch da ist. Dazu gibt es warmes Knoblauchbrot, die legendären Vorspeisensalate und allerhand hausgemachte Saucen. Um ehrlich zu sein: Fleisch- und Fischqualität sind immer so gut, dass ich kaum Saucen brauche. Aber das ist ja Geschmackssache. Mittags liebe ich die Knoblauchspaghetti mit Büffel-Robiola und scharfen Basilikum-Tomaten… ein Träumchen!
Seepferdchen Samoa
Der zweite Tipp ist fußläufig von der Sansibar erreichbar, liegt gerade mal knapp zwei Kilometer weiter nördlich am Strand Richtung Rantum und Westerland: Das Restaurant Samoa Seepferdchen. Hier gibt es von 12-22 Uhr liebevoll und kreativ zubereitete Küche für jeden Geschmack – wer es schicker mag, greift zu den feineren Gerichten, wie etwa dem asiatischen Beef-Tatar, wer es rustikal und norddeutsch liebt, wählt zum Beispiel das sensationelle Samoa-Labskausmit Matjes – sehr lecker, ein richtiges Wohlfühl-Essen! Auch fein: Wer im Winter nachmittags zu Fuß am Strand zwischen Rantum und Hörnum unterwegs ist und hier wahlweise auf einen warmen Tee, Kaffee oder Wein vorbei schaut, könnte Gefahr laufen, zu versacken – sehr gemütlich, alles mitten in den Dünen.
Ellenbogen
Kein Sylt-Besuch ohne Ellenbogen. Für mich einer der schönsten, weil ruhigsten und naturbelassensten Flecken der Insel. Man fährt Richtung List, biegt vorher jedoch noch mal links ab, um zum Ellenbogen zu gelangen. Es gibt einen Parkplatz, an dem man sein Auto abstellen kann, von dort aus geht es zu Fuß am Strand oder auch im Landesinnern neben den freilaufenden Schafen Richtung nördliche Inselspitze. Wer die Spitze ab Parkplatz erreichen möchte und bestenfalls auch abends wieder am Auto sein will, sollte allerdings gut gefrühstückt haben, insbesondere wenn die Wahl auf den Strand-Weg fällt. 12 Kilometer warten locker… Wer gezielt an der Inselspitze spazieren und laufen möchte, kann gegen eine Mautgebühr von ca. 6 Euro (Stand Winter 2019) auch mit dem Auto weiterfahren. Gefühlt gibt es alle 1000 Meter Parkmöglichkeiten, von denen aus man weiterlaufen kann. Viele Bilder aus diesem Beitrag sind übrigens am Ellenbogen entstanden, andere am Strand in Hörnum. Für Fotografen definitiv ein wunderbares Plätzchen, um besondere Insel-Momente einzufangen. Sonnenuntergang, Schafe in den Dünen, meterlange Muschelbänke – und, und, und. Übrigens lässt sich hier von „ganz oben“ perfekt nach Dänemark rüber schauen. Sollte die Sicht nicht perfekt sein, beweist das Handy, wie nah die Grenze ist – am Ellenbogen ist das Netz meist schon dänisch.
Möllers Anker
Ich habe eine Angewohnheit, die mich sicher mit vielen anderen Foodjournalisten und kulinarisch interessierten Menschen verbindet: Wann immer ich ortskundige Menschen in einer Stadt oder eben auch auf einer Insel treffe, von denen ich denke, dass sie sicher den ein oder anderen spannenden Gastro-Tipp für mich haben könnten, frage ich los und sammle eifrig Empfehlungen in Listen auf dem Smartphone. „Geh zu Möllers Anker!“ hatten mir mittlerweile schon so viele liebe Menschen geraten, dass ein Besuch quasi überfällig war. Und: Mit Recht!
Wir waren Ende Februar 2020 in dem gemütlich und liebevoll eingerichteten Restaurant in Hörnum (direkt am Hafen) zu Gast und hatten einen wunderbaren Abend, sowohl was die Atmosphäre, als auch die Kulinarik auf den Tellern anging – einfach großartig! Hier stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis und man wird mit tollen Küchenklassikern (z.B. Hummersuppe – sensationell!), aber auch raffinierten Eigenkreationen und -Abwandlungen (z.B. Anker-Paella mit Oktopus, Riesengarnelen, Kabeljau, Sylter Muscheln, Chorizo, Reis, Erbsen, rote Zwiebeln und Aioli) verwöhnt.
Ich hörte im Vorfeld meines Besuchs bereits, dass Thorsten Möllers vegetarische und vegane Gänge außerdem sehr zu empfehlen seien. So etwas finde ich immer sehr spannend. Denn auch wenn ich weder strikt vegetarisch, noch strikt vegan lebe, esse ich Fleisch und Fisch sehr bewusst und finde es darüber hinaus großartig, auch in der fleischfreien Küche spannende und überraschende Gänge zu kreieren oder eben auf Gastseite zu entdecken. Genau das kann Küchenchef Thorsten Möller tatsächlich auch sehr gut. Da gibt es im Bereich der vegetarischen und veganen Gänge eben nicht nur Hauptgänge, in denen stumpf die tierischen Komponenten weggelassen werden, sondern wirklich spannende und reizvoll klingende Gänge (Trüffel-Risotto mit Rüben – sehr gut!, ebenfalls lohnend: die Rainbowl-Anker-Bowl mit Brokkoli, Edamame, Rote-Bete-Salat, Süßkartoffelcreme und Quinoa), die für sich alleine stehen und genauso lohnend sind, wie die Kreationen mit Fleisch und Fisch drumherum.
Wir waren am Tag drauf gleich noch einmal da, weil ich eben die vegetarischen Gänge auch noch mal probieren wollte und weil es einfach so gemütlich und gut war. Kein Schickimicki, einfach sehr gut gemachtes Essen, wirklich toller Service und das Ganze in einer angenehm unprätentiösen Atmosphäre – bitte mehr davon. Einer meiner neuen Sylt-Favoriten!
Web Christel
Immer wieder wollten wir hin, sind viel zu oft drüber hinweg gekommen. Jetzt haben wir einen wunderbaren Abend im Restaurant Web Christel in Westerland gehabt. Von verschiedensten Seiten hatte ich die Empfehlung bekommen, unbedingt mal herzukommen. Und ja: Es lohnt sich wirklich. Eine friesisch-gemütliche Gaststube mit sehr guter, klassischer Küche (Es gab Ente in zwei Gängen – funktioniert super mit zwei Personen!), vorab ein sensationelles Matjes-Tatar mit Äpfeln. Die Weinkarte ist auffällig stark und umfangreich. Auch hier: Ein Wohlfühl-Restaurant mit Top-Service, der sich auf jeden Gast einstellt.
Selber kochen: Fisch von Blum
Wer seinen Sylt-Urlaub nicht im Hotel, sondern im gemütlichen Appartment oder in einer Ferienwohnung verbringt, hat vielleicht auch mal Lust, auf der Insel zu kochen. Mein Tipp: Einen Fondue-Topf mit auf die Insel nehmen, frischen Fisch von Blum besorgen und zwischendurch einfach mal gemütlich zu Hause essen. Am besten gleich noch etwas Räucherfisch für den nächsten Morgen zum Frühstück mitnehmen!
Laufen am Strand
(Fast) kein Urlaubstag, der nicht mit einem wunderbaren Lauf am Strand beginnt. Für mich immer wieder ein Insel-Highlight, auch hier: ganz besonders im Winter. Bei besonders kaltem und stürmischem Wetter sollte man in der Laufrichtung flexibel sein (lieber Sand im Rücken als im Gesicht)… Und, wer hätte das gedacht: An manchen Tagen gehört einem der Strand zwischen Westerland und Wenningstedt sogar allein – auch das ist ein Erlebnis.
Sunset Beach
Ganz gleich, ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter: In der Strand-Bar Sunset Beach sitzt man gemütlich in Westerland mit Blick aufs Meer. Im Winter drinnen, im Sommer auch draußen mit Meeresrauschen. Rustikal, gemütlich und immer wieder gut!
Hörnum-Odde
Wer den Ellenbogen schon gesehen oder sogar umrundet hat, sollte auf jeden Fall noch nach Hörnum fahren und um die Odde laufen, die übrigens Jahr für Jahr schmaler wird: Sand wird vom Meer abgetragen, ein natürlicher Prozess, der die Insel an dieser Stelle leider immer etwas kleiner werden lässt. Im Hafen parken und von dort aus zu Fuß um die Odde – ein schöner 2-3 Stunden-Gang, je nachdem, wie lange man immer wieder stehen bleibt, Seehunde entdeckt, Muscheln sammelt, Fotos macht, die Insel genießt…
Austern-Compagnie
Noch so ein Fundstück vom jüngsten Urlaub. Nach der Wanderung um den Ellenbogen führte uns der Appetit zufällig hierher – eine tolle Gelegenheit, einfach mal die Original Sylter Austern (Sylter Royal) zu testen. Klassisch pur oder geräuchert auf Rahmsauerkraut, als ganzes Hauptgericht, mit verschiedenen Saucen und Toppings – die Auswahl ist groß. Das Restaurant stand im Dezember kurz vor der Eröffnung des neuen Lokals nebenan – das sah alles schon sehr verlockend aus und wird beim nächsten Mal natürlich auch getestet!
Update: Ende Februar haben wir das neu gebaute Restaurant für einen Lunch besucht – sehr schick, sehr viel heller als nebenan und gemütlich ist es geworden. Ob die eher melancholische Hintergrundmusik von der unspektakulären Klassik-Liste, die wir auch schon aus einem Kaufhaus kannten, nun die perfekte Untermalung für eine so schöne, freundliche, neu geschaffene Raum-Atmosphäre ist, sei mal dahingestellt. Die Austern sind jedenfalls sehr gut, das neue Restaurant großzügig und der Service sehr freundlich. Perfekt für einen Austern-Snack zwischendurch!
Goldgelb
Ganz neu auf der Insel: Bastian Falkenroth hatte sich im Nenio in Düsseldorf einen Michelin-Stern erkocht, seit knapp einem Jahr lebt er nun mit seiner Familie auf Sylt und das das Casual-Restaurant Goldgelb eröffnet. Goldgelb fängt es hier schon morgens beim Frühstück mit Egg Benedict-Variationen an, mittags und abends gibt es eine bunte Karte, die vielen Geschmäckern gerecht wird: Insel-Tapas, klassische Vorspeisen und Hauptgänge – von allem etwas. Schick und mit Liebe zum Detail eingerichtet kommt das Goldgelb dennoch in der Atmosphäre angenehm-lässig daher. Der Service ist top, die Weinauswahl spannend. Der weiße Hauswein ist zum Beispiel ein feinherber Riesling von Nik Weiß – natürlich mit eigenem Goldgelb-Branding.
Brot & Bier
Eine sehr spannende Adresse! Gerade für den Lunch auf einer Radtour nach Keitum! 2016 hat Spitzenkoch Alexandro Pape das lockere Bistro-Konzept Brot & Bier eröffnet. Von Anfang an mit dabei: Sein Küchenchef Sven Pietschmann, mit dem er schon Jahre zuvor im Fährhaus Munkmarsch gekocht hat. Mittlerweile hat Pietschmann die Leitung für das Brot&Bier-Konzept komplett übernommen, Alexandro Pape widmet sich seinen Manufakturen in List, wo er sehr schmackhaftes, inseleigenes Bier aus Meerwasser produziert, Sylter Salz gewinnt und Sylter Pasta produziert. Im Brot & Bier gibt es Stullen, die man sich zu Hause so sicher nicht mal eben machen würde: Lachs, Krabbe, Wurst, Käse – alles so kreiert, dass es fast wie ein Sterneteller auf einer Stulle aussieht – spannend und richtig gut! Wem nicht nach Stulle ist, bekommt tolle Burger und andere lässige Kleinigkeiten zum Bier (oder Wein).
Shiro-Bar
Mega Sushi! Serviceleiterin Andrea Meusel und Küchenchef Thomas Fechner haben mit der Shirobar in Westerland eine Adresse geschaffen, die wir schon seit vielen Jahren immer wieder gern besuchen. Die Einrichtung sehr clean, in den Farben und in der Stimmung mit feinem japanischem Touch, das exzellente Sushi kommt allerdings im kreativen California-Style daher. Absoluter Favorit: Green Roll mit Shisoblatt umhüllt – genial!
Söl’ring Hof
Mit Spitzenkoch Johannes King habe ich bereits für verschiedene Projekte, unter anderem auch meine beiden Bücher „Aufgedeckt: Die Geheimnisse der Spitzenküche“ und „Nachgefragt: 30 Spitzenköche verraten ihre Küchengeheimnisse“ zusammengearbeitet. Die Küche von Johannes King und seinem Küchenchef Jan-Philipp Berner ist ein besonderes Erlebnis: Geprägt vom umliegenden Meer, den Salzwiesenkräutern, einer kräftigen und zugleich sehr, sehr feinen Handschrift ist ein Besuch im Zwei-Sterne-Restaurant in der Rantumer Düne definitiv ein Insel-Highlight. Jetzt, im Winter 2019 habe ich Küchenchef Jan-Philipp Berner für ein Interview zu einem neuen Buchprojekt besucht – es bleibt spannend!
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Unbedingt! Diese Liste wird laufend aktualisiert, aktueller Stand: Januar 2020.