Kurztripp nach Maastricht
Ein Paradies für Gourmets und Shopping-Fans
Maastricht hatte ich lange Zeit überhaupt nicht auf dem Schirm. Hier und da hatte ich mal gehört, dass sich Städte-Trips in die Niederlande unbedingt lohnen, aber wie es so ist: Man kommt oft drüber weg und fährt am Ende doch wieder dahin, wo es einen immer hin zieht. Erst die Jahreshauptversammlung des Food Editors Club (FEC), einem Zusammenschluss von Foodjournalisten und Autoren, hat mich im Mai diesen Jahres in die wunderschöne Stadt an der Maas geführt. Und ich muss sagen: Was für ein Glück! Ich hatte wirklich keine Ahnung, wie wunderschön, gemütlich, malerisch und vor allem auch genussvoll Maastricht ist!
Die Zahlen sagen: Gerade mal 120.000 Einwohner. Doch im Erleben kommt einem Maastricht deutlich größer, belebter und vor allem bunter vor. Gerade auch im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größenordnung. Maastricht lässt sich ganz wunderbar zu Fuß erkunden. Man wohnt wahlweise auf der Maas-Seite der Innenstadt oder auf der gegenüberliegenden Seite im angesagten Stadtteil Wyk, in beiden Fällen ist alles, was zu einem gelungenen Städte-Trip gehört, binnen weniger Minuten erreichbar. Schon im Mai war deshalb klar, dass ich wiederkommen würde – für ein ausgiebiges Entdecker-, Shopping und Kulinarik-Wochenende – guter Plan!
Wer auch nur einigermaßen auf gutes Essen, individuelle Konzepte und schöne Plätze zum Verweilen steht, wird begeistert sein, was Maastricht in dieser Richtung zu bieten hat! So viele individuelle, stilvoll und liebevoll eingerichtete Restaurants, Cafés und Bistros – für Foodies ein regelrechtes Paradies! Es gibt viel französische Küche, aber auch typisch niederländische Spezialitäten, vor allem rustikale Snacks (z.B. Bitterballen), eine eigene Brauerei mit wunderschönen Plätzen direkt an der Maas (wir hatten nach drei Tagen fast einen Stammplatz…), individuelle und international-inspirierte Konzepte von Küchenchefs, die sich nach einigen Jahren in der (Spitzen-)gastronomie selbständig gemacht haben (z.B. Novo), hippe und trendige Cafés, Weinbars – und, und, und. Im Prinzip findet man auf engstem Raum in Maastricht alles, was das kulinarische Herz begehrt. Auch mehrere Sterne-Restaurants schmücken das gastronomische Bild der Stadt, die übrigens unmittelbar an Deutschland und noch viel näher an Belgien grenzt und von Köln, Bonn und Aachen aus quasi nur einen Katzensprung entfernt liegt.
Für alle Shoppingfans, die nicht nur auf Riesen-Ketten stehen, sondern auch gern mal individuelle (und gar nicht mal zu teure!) Boutiquen entdecken, ist Maastricht übrigens auch ein Geheimtipp. Klar: Einige Läden, die uns als deutschen Touristen(innen?!) als „individuell“ oder „neu“ vorkommen, sind schlicht die niederländischen Ketten, die es in Deutschland eben nicht gibt. Doch egal ob Kette oder Boutique: Es lohnt sich, sich hier einfach mal treiben zu lassen und zu schauen, was die Nachbarn so zu bieten haben.
Alte Kirchen neu gestaltet: Buchhandlung und Design-Hotel
Beeindruckend ist die Stadt auch, was kulturelle Sehenswürdigkeiten und architektonische Bauten angeht. Gleich zwei Kirchen werden in der Stadt mittlerweile neu genutzt: Mitten in der Innenstadt befindet sich eine alte Dominikanerkirche, die heute als gleichermaßen beeindruckende wie auch einfach nur wunderschöne Buchhandlung genutzt wird. Dass man als deutscher Tourist die meisten Bücher nicht lesen kann, stört bei einem Besuch absolut gar nicht. Die architektonische Gestaltung an sich ist schon einen Besuch wert. Außerdem ist es (mindestens für mich als Buchautorin und -fotografin…) auch immer interessant zu sehen, wie Bücher anderer Verlage und vor allem auch Bücher in anderen Ländern gestaltet werden. Ein Besuch im „Boekhandel Dominicanen“ ist also definitiv eine Empfehlung!
Kruisheren-Hotel: Aus einem alten Kloster wird ein Hotel
Die zweite neu genutzte Kirche befindet sich nur 5-10 Gehminuten weiter entfernt, ebenfalls auf der Innenstadt-Seite der Maas: Das heutige „Kruisheren-Hotel“ befindet sich in den ehemaligen und stilvoll restaurierten Räumen des Kreuzherren-Klosters, das im 15. Jahrhundert erbaut worden ist. Wer in der Nähe ist, sollte sich dieses architektonische Meisterwerk unbedingt einmal ansehen: Das Kloster ist äußerlich weitestgehend und vor allem als solches wiedererkennbar bestehen geblieben, im Innenraum wurden vorhandene Elemente aufgegriffen und Schritt für Schritt in ein Design-Hotel mit raffinierter und auffälliger Lichtinstallation (Ingo Maurer), sowie auch spannenden und völlig bunten, fast polarisierenden Kunstobjekten ausgestattet (man beachte das bunte Micky-Maus-Bild auf den Bildern!).
Spannend ist, wie behutsam hier vorgegangen worden ist: Man erkennt in jeder Ecke des Hotels, dass es früher mal ein Kloster war. Und doch hat man dabei immer das Gefühl, in einem hochmodernen Design-Hotel zu sein. Eine sehr gelungene Balance, die zeigt, was gerade aus alten Mauern auch mit modernen Ideen spannendes zu schaffen und zu vereinen ist.
Interessant und inspirierend zugleich: Das Hotel bietet in der oberen Etage eine hauseigene Bibliothek, in der Studenten (Masstricht ist eine sehr belebte Universitätsstadt!) sich nach Lust und Laune ein Plätzchen suchen können und im Sommer bei angenehmen, kühlen Temperaturen und Ruhe in wunderschönem Ambiente arbeiten können – was für eine tolle Idee! Auch um Studenten für eine solche Art von Hotel zu begeistern. Wer hat schon etwas von einer leeren, seelenlosen Hotel-Lobby?! Viel schöner ist es doch, wenn dort gelebt und gearbeitet wird – wenn schöne Räume genutzt werden. Bitte mehr davon!
Überhaupt ist man im Kruisheren-Hotel extrem freundlich und offen. Ein toller Service, auch im Restaurant im ersten Obergeschoss: Hier gibt es nicht nur Frühstück für die Hotelgäste, abends ist das Restaurant auch für externe Gäste geöffnet und bietet einen Abend in ganz besonderer Atmosphäre.
Wer ein gemütliches Wochenende oder einfach einen kleinen Kurzurlaub in Maastricht plant, sollte meines Erachtens mindestens 2, besser 3 Nächte einplanen, um auch ein bisschen was kulinarisch ausprobieren zu können. Auch das Sightseeing, ein kühles Bier in der Malteser-Brauerei an der Maas („Stadsbrouwerij de Maastrichter Maltezer“) oder der nicht zu verachtende Shoppingbummel durch die Innenstadt brauchen Zeit… Für Sportler empfiehlt sich morgens übrigens ein Lauf an der Maas: Ausgehend von der St. Servatius-Brücke, die Wyk mit der Innenstadt verbindet, lässt es sich auf der Seite von Wyk ganz wunderbar ruhig und idyllisch an der Maas laufen. So erlebt man die Stadt gleich noch mal aus einer anderen Perspektive.
Wir haben während unseres Ausflugs einige Läden ganz spontan angesteuert, für andere hatten wir persönliche Empfehlungen. Natürlich sind die Adressen, die ich hier nun empfehle und gern aus Überzeugung weitergebe, alles andere als vollständig – selbst in drei Tagen lässt sich Maastricht eben nur zu einem Bruchteil erleben und erschmecken…
Restaurantempfehlungen in Maastricht
Wir waren gleich zwei Mal im gemütlichen Garten des „Petit Café Morian“. Hier gibt es ganztägig leckere französische Tartines, fein belegt, aber auch Platten mit Käse, Pasteten, etwas Fisch und frischem Brot. Vieles geht in die französische Richtung, aber natürlich gibt es auch Maastricht-Klassiker, wie Bitterballen (gezupftes Fleisch im Knusper-Mantel ausgebacken). Man isst Bitterballen gern mit etwas Senf zu einem kühlen Bier. Mir schmecken sie allerdings auch zu einem Glas Wein.
A propos Wein: Zum Start unseres Maastricht-Wochenendes haben wir im Petit Café Morian auch einen Wein aus der unmittelbaren Umgebung, nämlich von den „Apostelhoeven“ (Weingut in Maastricht) getrunken. Die Weißwein-Cuvée war wirklich klasse, eine durchaus üppige Säure, aber nicht zu dominant, da der Wein auch tolle Fruchtnoten mitgebracht hat, wirklich gut.
Ganz gespannt war ich abends auf den Besuch im „Novo New Dining“, das sich am Ortseingang von Wyk im, bzw. knapp neben dem gläsernen Kino-Kasten befindet. Hier wird anspruchsvolle, junge und kreative Küche auf angenehm unprätentiösen Niveau serviert. Sensationell war das Beef-Tatar zu Beginn des 5-Gang-Menüs (ca. 50 Euro) mit Kalamansi-Gel, Shiso, Senf und Meerettich – bunt, fruchtig, angenehm säuerlich, ein perfekter Start für einen Sommerabend. Aber auch die Suppe aus geräuchertem Knoblauch mit knackigen Fenchelwürfeln hat trotz hochsommerlicher Temperaturen wunderbar funktioniert und begeistert. Alle Gänge machen großen Spaß, sind mal lauter, mal leiser, die Weine in der Weinbegleitung dazu immer besonders: Auffällig ist, dass das junge Team nahezu durchgehend auf Weine aus aller Welt setzt – und dabei vor allem auch untypische Anbaugebiete im Programm hat. Bulgarien oder Moldawien hat man schließlich nicht ständig auf der Weinkarte stehen. Spannende Pairings und ein lockerer und freundlicher Service. Preislich absolut fair.
Absolut empfehlenswert ist auch ein Besuch im „Le Fernand“, einem französischen Bistro und Restaurant in der Innenstadt. Super Service, sehr authentisch und persönlich. Auf der Karte gibt es – wie so oft in Maastricht – typisch französische Leckereien, sowie auch die täglich wechselnden Menüs. Wir waren zum Lunch dort und haben das Mittagsmenü für ca. 15 Euro für Vorspeise und Hauptspeise gegessen. Die Vorspeisen wurden direkt für zwei auf einem rustikalen Brett angerichtet. Das Hauptgericht kam ebenfalls ganz lässig auf einem Teller für zwei: Etwas Steak (perfekt medium gegart), buntes Grill-Gemüse und ein Stück Fisch. Hier lässt es sich draußen an den kleinen, gemütlichen Tischen an der Straße tagsüber während eines Stadtbummels wunderbar auftanken oder auch abends ganz gemütlich essen, denn auch drinnen sah es sehr nett und liebevoll eingerichtet aus.
Ein weiterer Volltreffer war unser Lunch im „Restaurant 55″ – ein kleiner Laden im Herzen von Maastricht mit täglich wechselndem Menü. Für 33 Euro gibt es mittags drei liebevoll gekochte Gänge, tolle, geschmacksintensive Grüße aus der Küche und ein traumhaftes Plätzchen bei Sonnenschein mitten in einer nicht allzu belebten Fußgängerzone in Maastricht – viel besser geht es kaum. Ich muss zugeben: Bei der Ente im Hauptgang (wie gesagt: ein 35-Grad-Wochenende) war ich erst etwas skeptisch, aber die Kombination mit grünem Spargel und Pfirsichen hat geradezu perfekt gepasst. Gerne wieder!
Und last but not least: Das „Harry’s“ wieder im Stadtteil Wyk – hier macht es ebenfalls großen Spaß zu essen, zu trinken, beisammen zu sein. Wir hatten bei perfektem Wetter abends einen Tisch draußen. Die Terrasse ist oft voll, die Plätze gefragt, so sitzt man relativ eng mit anderen Gästen am Nachbartisch zusammen. Das muss aber nicht schlecht sein – ganz im Gegenteil: In unserem Fall hat die gemütliche Sitz-Konstellation zu einem sehr netten, schließlich gemeinsamen Abend in größerer Runde geführt. Auch hier wird neben französischen Klassikern ein wechselndes Menü in wahlweise drei oder vier Gängen für ca. 35-40 Euro angeboten. Die Weinkarte ist umfangreich, wir haben es wieder lokal angehen lassen, immerhin sollte Maastricht ja mit all seinen Facetten entdeckt werden. Und auch der zweite Wein von den nahe gelegenen „Apostelhoeven“, in diesem Fall ein auffällig fruchtiger, fast feinherber Riesling, war wieder wunderbar.
Im Stadtteil Wyk war ich nun bereits zum weiten Mal im stylischen „The Dutch“-Hotel. Von hieraus ist man innerhalb von 10 Minuten zu Fuß in der Innenstadt, hat spannende Restaurants, Bars und Cafés quasi in Sekunden-nähe und wird dazu noch von einem sehr netten Team empfangen.
Eure Tipps für Maastricht!
Ihr wart auch schon mal dort und habt spannende Tipps und Empfehlungen für den nächsten Besuch? Dann schreibt mir gern: mail(at)stefaniehiekmann.de. Der nächste Maastricht-Beitrag mit neuen Tipps und Empfehlungen kommt bestimmt!